Görlitzer Park: bdla fordert Fachdialog, Wettbewerb und Partizipation
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Der bdla Berlin/Brandenburg zeigt sich besorgt über den eskalierenden Streit um die vom Senat geplante Umzäunung des Görlitzer Parks. Er fordert vor Schaffung vollendeter Tatsachen einen Fachdialog als Vorbereitung eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs mit integrierter Partizipation.
Offenbar unversöhnlich stehen sich Senat, Regierungskoalition und Teile der Anwohnerschaft auf der einen Seite - und Bezirk, die Oppositionsparteien Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke sowie ein weiterer Teil der Anwohner:innen auf der anderen Seite gegenüber. Alle wollen im Prinzip dasselbe, nämlich dass der Görlitzer Park, eine der wichtigsten innerstädtischen Grünanlagen, zu einem angstfreien Raum wird, der der Erholung der Bevölkerung dient. Der Senat sieht das Heilmittel nun in einer Umzäunung, für die knapp 2 Mio. € veranschlagt werden.
Durch den Bau eines Zaunes werden die eigentlichen Probleme jedoch nicht angegangen, sondern bestenfalls verlagert. Soziale Probleme verlangen zuallererst nach sozialpolitischen Lösungen.
Zu kurz in der Debatte kommt auch, dass der Görlitzer Park derzeit nicht nur nachts, sondern auch tagsüber ein Angstraum ist. Seine Gestaltung, die aus einer Zeit stammt, in der Kreuzberg Westberliner Randlage war, begünstigt kriminelle Aktivitäten. Eine Überarbeitung des Parkkonzepts ist deswegen dringend geboten.
Möglicherweise ist die Umzäunung des Görlitzer Parks ein Teil der Lösung - in anderen Ländern gibt es teils gute Erfahrungen mit dem Verschließen von Parkanlagen in den Nachtstunden. Die Entscheidung hierüber sollte jedoch nur als Abschluss und nicht als Beginn eines Prozesses mit allen Akteuren erfolgen.
Die Landesgruppe Berlin/Brandenburg im Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla) fordert deshalb vor Schaffung vollendeter Tatsachen einen Fachdialog als Vorbereitung eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs mit integrierter Partizipation.
Der Görlitzer Park besitzt große Potenziale als Ort der Erholung für die Anwohnenden und als grüne Verbindung von Kreuzberg nach Treptow, er hat aber gegenwärtig auch vielfältige Probleme. Diese sind neben der hohen Kriminalität auch der schlechte Pflegezustand und die in Teilen nicht mehr zeitgemäße Planung aus den 80er Jahren.
Eike Richter
Vorsitzender des bdla Berlin/Brandenburg
In außergewöhnlicher Schnelligkeit hat die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt die landeseigene Grün Berlin GmbH beauftragt, einen Planungsauftrag für Landschaftsarchitektur-Büros auszuschreiben, welcher ausschließlich Zaunbau und Toranlagen beinhaltet. Die Umsetzung ist kurzfristig für den Sommer 2024 geplant.
Unter dem vorhandenen Zeitdruck kann weder eine seriöse Analyse des Bestandes, der Defizite des Parks, noch der Wegebeziehungen und der Verflechtungen mit der Umgebung erfolgen. Die in einem Planungsverfahren üblichen Varianten sind so gar nicht erwünscht. Darauf deutet unter anderem hin, dass die frühe Planungsphase der Vorplanung mit ihren Varianten nicht Teil der Ausschreibung ist. Planende und Baufirmen drohen angesichts der aufgeladenen Atmosphäre vor Ort ‚zwischen die Stühle‘ zu kommen. Dringend nötige finanzielle Ressourcen für eine Sanierung und Unterhaltung des Parks werden vorschnell in den Bau eines Zaunes gesteckt.
Lioba Lissner
Geschäftsführerin des bdla Berlin/Brandenburg
Eike Richter ergänzt: „Bevor man einen Zaun baut, sollte man den Park als Ganzes analysieren, sowohl den aktuellen Zustand, als auch seine Baugeschichte und seine Verflechtungen. Ohne Betrachtung der Nutzungen am Parkrand, wie dem Spreewaldbad, den Sport- und Spielplätzen, der denkmalgeschützten Mauer sowie den gesamtstädtisch wichtigen Durchquerungen, wie an der Glogauer Straße, ist eine seriöse Planung nicht zielführend. Auch wie die geplante Straßenbahntrasse durch einen umzäunten Park geführt werden soll, ist bisher unklar.“
Der bdla Berlin/Brandenburg fordert deshalb, vor der Schaffung vollendeter Tatsachen einen Fachdialog unter Einbeziehung internationaler Expert:innen durchzuführen, der als Vorbereitung eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs dienen sollte. Ein geregeltes Wettbewerbsverfahren bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die Anwohnenden in eine zielgerichtete Partizipation einzubinden, wie dies aktuell erfolgreich in Kreuzberg beim Wettbewerb Lausitzer Platz erfolgt.
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