Niedersachsen+Bremen

Emergent Interaction – Weltkongress der Landschaftsarchitektur in Nairobi & Stockholm & Online

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Wie viele gute Geschichten handelt auch diese von zwei starken Frauen, die sich etwas Außergewöhnliches in den Kopf gesetzt hatten: Ein Weltkongress der Landschaftsarchitektur auf zwei Kontinenten - in Kenia und Schweden – gleichzeitig.

Ruth Wanjiku aus Nairobi und Pia Jonsson aus Stockholm haben es möglich gemacht. Über 80 Nationen haben sich vom 28. bis 30. September 2023 getroffen, um sich über den aktuellen Stand der Landschaftsarchitektur über Kontinente hinweg auszutauschen.

Ein Bericht von Gwendolyn Kusters,
Delegierte Landschaftsarchitektin der BAK und Vorstandsmitglied der AKNDS sowie des bdla Landesverbands Niedersachsen+Bremen

Die beiden haben sich genau das richtige Jahr für diese einzigartige Idee ausgesucht: Die IFLA (International Federation of Landscape Architects) feiert 2023 ihren 75sten Geburtstag und zelebriert diese Tatsache unter der Federführung von Steffi Schüppel – Fachsprecherin Internationales des BDLAs - bereits seit Beginn des Jahres mit Veranstaltungen und Initiativen zu verschiedensten Themen, einem neuen Greenbook zur Geschichte und Zukunft der IFLA und zur Landschaftsarchitektur weltweit sowie einem grandiosen Kunstwettbewerb zur „Landschaft der Zukunft“.

Wir waren zu fünft nach Nairobi gereist und haben Deutschland sowohl auf dem Weltkongress – Uwe Fischer hat einen Vortrag über die Umpflanzung von Großbäumen gehalten - als auch in dem vorgeschalteten Council meeting der IFLA vom 26.-27.09.2023 würdig vertreten. Auf beiden Veranstaltungen wurde deutlich, wie wichtig die Vernetzung unseres Berufsstands z.B. mit UN-Habitat oder auch der International Society of Urban Health (ISUH) ist. UN-Habitat fordert, dass 50% der Fläche von gut geplanten Städten öffentliche Räume sein sollten, so dass sie als „Rückgrat“ für eine soziale und klimaresiliente Stadtentwicklung fungieren können. Diesen positiven Effekt von blau-grünen Infrastrukturen für die Gesundheit der Menschen wurde durch die ISUH aufgegriffen, die uns alle aufforderte, zu „health practitioners“ zu werden.

Deutsche Delegation in Nairobi v.l.n.r.: Gunnar ter Balk, Steffi Schüppel, Uwe Fischer, Ingrid Fischer, Gwendolyn Kusters

Wie genau diese „health practitioner“-Tätigkeit im europäischen Kontext aussehen könnte, zeigte uns Martí Franch Batllori von EMF landscape architecture aus Spanien. Manchmal genügt es schon die „Software“ der öffentlichen Grünräume zu ändern, um einen Mehrwert für die biologische Vielfalt und für die Aufenthaltsqualität der Menschen vor Ort zu erhalten. Gemeint sind damit durchdachte Pflegekonzepte für existierende Grünräume einer Stadt, die mit Hilfe der zuständigen Pflegekolonnen schnell und kostengünstig umgesetzt werden können, so dass sie für die sportliche Ertüchtigung, das spielerische Erleben oder die mentale Erholung der Menschen einer Stadt angstfrei zur Verfügung stehen. Natürlich immer in der Hoffnung, dass doch noch etwas Geld für das „Konfetti“ abfällt, also für besondere bautechnische Elemente wie z.B. Mobiliar oder auch Spiel- und Sportgeräte.

Im deutlichen Kontrast zur Arbeit der europäischen Landschaftsarchitektur stand der Vortrag von von Prof. Dr. Tunji Adejumo aus Nigeria, einer der wohl emotionalsten Momente des Kongresses. In seiner Dankesrede für den Just Trees Award führte er uns sehr anschaulich vor Augen, dass die Aufgabe der Landschafsarchitektur in Afrika darin bestünde, produktive Landschaften zu planen. Es gelte die Nahrungsproduktion zu sichern. Das Anlegen von Parks - käme erst danach.
Der nächste Gänsehauteffekt folgte gleich im Anschluss an Adejumos Rede: Architekt, Landschaftsarchitekt und Umweltplaner Hitesh Mehta aus Kenia ließ seinen Auftraggeber von der ostafrikanischen Volksgruppe der Massai erläutern, wie die Erfahrung bzw. die Intelligenz der Vorfahren – ancestral intelligence (AI) - für eine höhere biologische Vielfalt und ökologische Gesundheit sorgt und damit zu einer besseren Klimaresilienz beiträgt.
Und damit waren wir bei einem Thema, das die Kontinente wieder einte: die Partizipation der Menschen vor Ort. Diese spielte in so gut wie allen Beiträgen eine entscheidende Rolle, so auch bei einem weiteren wichtigen Infrastrukturthema, der Umwandlung von Verkehrsstraßen für Autos hin zu öffentlichen Straßenräumen für den Fuß- und Radfahrer.  Nachdem ich mich zu Fuß durch die Straßen Nairobis gearbeitet hatte, imponierte mir besonders, dass auch in dieser Stadt dieses Thema auf der Agenda steht. Genauso im Übrigen wie in Ländern wie Australien, den USA, Polen oder China.

Abgesehen von dem umfangreichen fachlichen Input, wurde erfreulich viel getanzt. Kenia brachte uns bei, dass IFLA nicht einfach nur 4 Buchstaben auf einem Blatt Papier sind, sondern eine große Gemeinschaft, die zusammen I – F – L – A sein können. Ganz in dem Tenor: Wir wollen und müssen mehr nach Außen in Erscheinung treten.

 

 

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