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Was in Zukunft wachsen wird

Sichtungsgarten Weihenstephan, Foto: Dr. Joachim Hegmann

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3. bdla-Pflanzplanertage am 21. und 22. Juni 2019 in Freising

Das Interesse war auch bei der dritten Auflage der Pflanzplanertage groß: Rund 300 Teilnehmer waren am 21. und 22. Juni 2019 an die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nach Freising gekommen. Swantje Duthweiler, Professorin für Pflanzenverwendung an der Hochschule und Vorsitzende des bdla-Bayern, hatte die Fortbildungsveranstaltung konzipiert und zwölf renommierte Referenten eingeladen, die das Thema Pflanze vielschichtig aufgriffen: Die Agenda reichte von Substraten, Pflege und Pflanzenauswahl über innovative Gestaltungskonzepte bis hin zur Digitalisierung und auf Tiere abgestimmte Konzepte. Fachübergreifend bewegte Planer wie Wissenschaftler die Frage, welche Pflanzen unter dem Eindruck des Klimawandels, urbaner Nachverdichtung und begrenzter Budgets eine Zukunft haben werden.

„Bäume mit Zukunftscharakter“ gesucht

Die Tagung begann mit dem Boden als Basis für das Pflanzengedeihen und den Ausführungen des Bodensachverständigen Johannes Prügl aus Au in der Hallertau. Er gab praxisnahe Hinweise zur Ausschreibung von Substraten und wies darauf hin, dass Bäume angesichts des Klimawandels in Zukunft deutlich mehr Wurzelraum brauchen werden. Große Baumgruben sind bei Dachbegrünungen, die Prof. Manfred Köhler vorstellte, naturgemäß kein Thema. Er hatte mit seinem Team von der Hochschule Neubrandenburg zwischen 1999 und 2015 untersucht, wie sich die Vegetation eines einfach intensiv begrünten Dachs im Landkreis Pinneberg ohne Pflege veränderte. Problematisch und zu hoch gewachsen waren in diesem Zeitraum durch Samenanflug etablierte Gehölze wie die Sandbirke.

Klaus Körber griff diesen Hinweis auf und begann sein anschließendes Referat mit einer auf den Sommer 2018 gemünzten Bemerkung: „Es gibt Regionen, da wären wir froh, wenn eine Birke aufs Dach fliegen und überleben würde.“ Der Leiter des Sachgebiets Obstbau und Baumschule an der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim nannte in seinem Vortrag „Bäume mit Zukunftscharakter“ Arten, die dem Klimawandel nach derzeitigem Kenntnisstand gewachsen sein könnten. Dass Bäume beim entsprechenden politischen Willen auch in Städten mit schwierigen Standortgegebenheiten eine Zukunft haben, legte Jan van Merriënboer von der Hochschule Larenstein in den Niederlanden am Beispiel von Amsterdam dar. Die Stadt verfolgt nicht nur das Ziel, die Anzahl der Bäume zu erhöhen, sondern konzipiert Straßenräume, die das Wasser nach Starkregen zurückhalten und für Pflanzen verfügbar machen. Letzteren, unter dem Eindruck der Wetterextreme immer wichtiger werdenden Ansatz, stellte Daniel Zimmermann, 3:0 Landschaftsarchitektur in Wien, unter dem Schlagwort „Schwammstadt“ am Beispiel der Seestadt in Wien vor.

In kleinerem Maßstab, gleichwohl im Spannungsfeld extremer Wetterereignisse, agiert Peter Janke von HORTVS Gartenkonzepte in Hilden. Er schätzt eine hohe Artenanzahl in den von ihm gestalteten Privatgärten seit dem vergangenen Sommer auch in funktionaler Hinsicht als wichtig ein. Vereinzelte trockenheitsbedingte Ausfälle von Pflanzen werden so besser kompensiert. Dass vielfältig komponierte Pflanzungen zudem schön sind, veranschaulichte er ebenso wie Harald Sauer, gärtnerischer Leiter des Ebertparks in Ludwigshafen. Sauer stellte seine Pflanzungen für den Ebertpark und den Hauptfriedhof der Stadt vor, wo er nicht nur ästhetische, sondern unkonventionelle Wege geht. Unter anderem erhöht er die Akzeptanz für Unkraut durch dessen Ästhetisierung.

Wie wichtig die Wertschätzung von Brennnesseln und anderen Unkräutern im Hinblick auf lebendige Freiräume ist, erläuterten Prof. Wolfgang Weisser von der Technischen Universität München und Dr. Thomas Hauck von der Universität Kassel. Unter dem Stichwort „Animal Aided Design“ entwickeln sie Ideen, die urbane Räume gezielt für bestimmte Tierarten attraktiv machen. Über die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Visualisierungen von Pflanzen und Pflanzplänen sprachen Prof. Olaf Schroth von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Philip Paar (Laubwerk GmbH in Potsdam). Weiterhin von Hand zeichnet Prof. Mark Krieger von der Hochschule Rapperswil in der Schweiz seine Pflanzkonzepte, die er den Tagungsteilnehmern erläuterte. In seinem Referat betonte er, dass nicht die jeweils gewählte Darstellungsmethodik, sondern die anschließende Pflege über die Zukunft einer Pflanzung entscheide.

Botanische Kleinode besichtigt

Zum Abschluss der Pflanzplanertage bestand die Möglichkeit, an einer der insgesamt drei Exkursionen teilzunehmen: Prof. Irene Lohhaus, Lohaus Carl Köhlmos Landschaftsarchitektur, Hannover, stellte die Pflanzungen im neuen Westpark Augsburg vor. Horst Kübert und Jochen Eckert, kübertlandschaftsarchitektur, München, erläuterten die Staudenmischpflanzungen am Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrum in Pullach und an der Grundschule an der Baierbrunner Straße in München. Da auch das Tagungsgebäude selbst inmitten botanischer Sehenswürdigkeiten lag, führten Swantje Duthweiler, Ulrike Leyhe, Technische Leiterin der Weihenstephaner Gärten, und Prof. Bernd Hertle, Leiter Weihenstephaner Gärten, durch das am Weihenstephaner Berg gelegene Freiraumlabor der Hochschule, den Oberdieckgarten und den Sichtungsgarten. Voraussichtlich werden die 4. bdla-Pflanzplanertage 2020 wieder im Juni stattfinden – einem für eventuelle Exkursionen gut geeigneten Monat.

Die 3. bdla-Pflanzplanertage wurden von Bruns Pflanzen, Bott Begrünungssysteme und der Firma Runge gefördert und fanden in Kooperation mit dem Bund deutscher Baumschulen, dem Bund deutscher Staudengärtner, dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf statt. Medienpartner war das Magazin „Gartenpraxis“, Ulmer Verlag.

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