Warum bdla? Zwei Büros, zwei Meinungen
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Zum Auftakt unserer Reihe haben wir uns mit Florian Otto, Mitinhaber von bauchplan ).( sowie mit Norman Riede, Inhaber von Riede Landschaftsarchitektur in Nürnberg unterhalten.
Wir wollten wissen, was der Verband aus ihrer Sicht leistet, wie sich Mitgliedschaft eigentlich anfühlt und ob bzw. warum der Berufsverband nach wie vor unersetzlich ist.
Herr Otto, erst mal Glückwunsch zur Auszeichnung in der Kategorie Partizipation und Planung beim Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2017!
Hand auf’s Herz: Hing ihr Eintritt in den Verband mit den Wettbewerbsgebühren für den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis zusammen oder was war der ausschlaggebende Grund?
Florian Otto: Der Deutsche Landschaftsarchitekturpreis war tatsächlich der Anlass, nicht jedoch der Grund für den Eintritt. Die Bedeutung der berufsständischen Arbeit wird einem erst mit den Jahren so wirklich klar. Jedoch hadern wir durchaus auch manchmal mit dem Berufsstand.
Die Aufgabe, Räume für eine sich dynamisch verändernde Gesellschaft zu gestalten, ist so wichtig und groß. Dem gegenüber steht eine Berufspraxis, die manchmal so engstirnig und kleinkariert ist, dass man sich nur deutlich davon distanzieren will.
Wir sind Landschaftsarchitekten aus Leidenschaft, verstehen das Betätigungsfeld jedoch weitaus umfänglicher, als es oft von Kollegen und Kolleginnen interpretiert wird. So kommt es auch, dass sich in unserem Portfolio neben klassischen Typologien auch Brücken, Landschaftsgenesen oder Teilhabeprozesse finden. Das Bauen von Lebensräumen ist eben nicht nur als konstruktiver, sondern mindestens ebenso als kultureller Beitrag zu verstehen.
Wir arbeiten bei bauchplan ).( seit nunmehr 15 Jahren mit einem transdisziplinären Team an der Schnittstelle von Raum und Gesellschaft. Es liegt vielleicht an diesem baukulturellen Grundverständnis, dass uns in dieser Zeit das Neue und Ungewöhnliche stets näher lag, als die ausgetretenen Pfade.
Und was erwartet Sie sich hier vom bdla?
Florian Otto: In dieser strukturellen Platzierung des Berufsstands, also in der nachhaltigen Qualifikation von Lebenswelten, könnte der bdla vielleicht künftig noch mehr unternehmen. Vielfach werden wir immer noch als Diplom-Gärtner wahrgenommen. Der Aspekt des strategischen Entwickelns ist in der öffentlichen Rezeption noch mit Überraschung verbunden.
Deshalb bin ich auch sehr froh über die Ausstellung draußen, die dieses Jahr im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne zu sehen war. Hier wurde gezeigt, wie relevant und eben nicht dekorativ unser Tätigkeitsfeld eigentlich sein kann. Und das beschränkt sich definitiv nicht auf außereuropäische Teile der Welt.
Wir leben in einer spannende Zeit, in der sich die alltäglichen Arbeits- und Lebenswelten stark verändern. In diesen Prozessen und gerade in der aktuell guten konjunkturellen Situation ist es wichtig, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren und die uns gestellten Aufgaben auf ihre Tragfähigkeit für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft hin zu befragen.
Nehmen Sie den Verband seit Ihrem Eintritt anders wahr als zuvor? Und was hat Sie seitdem am meisten am Berufsverband überrascht?
Florian Otto: Dazu sind wir wohl noch nicht lange genug dabei. Den Austausch mit befreundeten Kollegen und Kolleginnen pflegten wir ja schon vorher. Der bdla ist dafür ein weiterer Anlass und ein Forum, dessen Möglichkeiten wir erst noch entdecken müssen. Nach dem wunderbaren Sommerfest des bdla Bayern auf der Terrasse der TUM, bei dem ich die sehr kollegial-freundschaftliche Atmosphäre genießen konnte, freue ich mich bereits auf die Preisverleihung am 29.9. in Berlin. Ich durfte in meiner Ausbildung zweimal ein halbes Jahr in Berlin arbeiten und hoffe dort auch einige „alte Bekannte“ wieder zu treffen.
Herr Riede, Sie sind langjähriges Mitglied und seit einigen Jahren auch im Vorstand des bdla Bayern aktiv. Was fällt Ihnen spontan zum Thema Mitgliedschaft ein?
Norman Riede: Da fällt mir sofort ein Phänomen ein, das ich schon lange beobachte: den bdla finden im Prinzip alle gut, Mitglied werden aber nur Manche. Ob das am Beitrag liegt? Für mich war die Mitgliedschaft selbstverständlich und ich profitiere bis heute davon.
Inwiefern, hätten Sie hier einige Beispiele für uns?
Norman Riede: Sicher. Ganz zu Beginn von Riede Landschaftsarchitektur fragte eine Kommune mit einem Straßenbauprojekt im Rahmen der Bauleitplanung mit den Leistungen LP / GOP bei mir an. Bei dem zugehörigen Angebot für Grünordnerische Leistung stellen sich mir damals viele Fragen: wie biete ich an, was sind besondere Leistungen, was pauschal – eine bdla-Kollegin half mir damals weiter. Ihre Hinweise haben sich als sehr hilfreich herausgestellt und den Mitgliedsbeitrag in diesem Jahr bereits mehr als wettgemacht.
Etwas später: Mein erster Sportplatz, mit außergewöhnlichen Rahmenbedingungen und einem speziellen Thema; das alles mit neuer DIN und der Anforderung nach Erfahrungswerten zu Bauweisen, die über die DIN hinausgehen. Auch hier hat die Beratung eines versierten bdla-Kollegen wesentlich zu einer reibungslose Bauausführung beigetragen. Es gab keinerlei Bedenken, keine Schäden und die ganze Zeit ein gutes Gefühl.
Noch spürbarer sind die Auswirkungen einer Mitgliedschaft für mich bei aktivem Engagement in der Verbandsarbeit. Mir wurde z.B. die Mitwirkung in verschiedenen Jurys und Kommissionen ermöglicht. Was zunächst wie gesellig-fachliche Freizeitzeitveranstaltungen anmutete, entpuppte sich schnell als langfristig wertvoll: ich habe hier viele fachliche Erkenntnisse gewonnen und einige spätere Auftraggeber kennengelernt. Eine Gegenrechnung der Mitgliedsbeiträge erübrigt sich in dem Fall ohnehin, denn mein Büro hätte die mageren Jahre vor 2010 ohne dieses Wissen und die Kontakte nicht überstanden.
Profitieren Sie heute auch noch? Die Auftragslage hat sich ja mittlerweile deutlich verbessert...
Normann Riede: Absolut, denn der begrenzende Faktor liegt ja mittlerweile eher in der Mitarbeiterknappheit. Hier wirkt eine Mitgliedschaft ebenfalls, nur unter umgekehrten Vorzeichen: Als Büroinhaber kann ich bei Veranstaltungen wie meat& eat, dem Sommerfest oder Exkursionen ganz zwanglos junge Kollegen kennenlernen. Ob, wie und wann man dann zusammenarbeitet, ist für mich zunächst gar nicht relevant. Denn es ergeben sich einfach vermehrt Optionen, die später von Vorteil sind. Und parallel suche ich ganz gezielt und als Mitglied kostenfrei über die Stellenbörse des bdla nach der passenden Verstärkung.
Um es nicht ganz bei den finanziellen Vorteile alleine zu belassen: über die Zeit entsteht durch den bdla ein familienähnliches Verhältnis zu vielen Kollegen, das schätze ich sehr. Natürlich kann ich dies alles auch ohne Berufsverband erreichen, aber der bdla erleichtert mir dies deutlich.
Vorschau: Im nächsten Teil werden wir uns im November 2017 dem Thema Nachverdichtung widmen.
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