Von Hubertus von Dressler
Die Umweltbaubegleitung (UBB) ist inzwischen aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Steigende Auftragsvolumina, ihre häufigere Festsetzung in Genehmigungen und zunehmende Zahl an Arbeitshilfen und Leistungsbildvorlagen zur Umweltbaubegleitung machen das deutlich.
In der Vergangenheit haben eine steigende Zahl von umweltrelevanten Bestimmungen in Genehmigungen, die in den verschiedenen Gewerken auf einer Baustelle zu beachten und umzusetzen sind bzw. die Rechtsfolgen bei deren Nichtumsetzung ein neues Aufgabenfeld entstehen lassen, das sich in das gewohnte Zusammenspiel der am Bau Beteiligten einordnen musste. Die klare Beschreibung und Abgrenzung von Leistungen der Umweltbaubegleitung, ihre Stellung im Baugeschehen, Weisungsbefugnisse, Kommunikationswege etc. waren zunächst unklar oder mussten erprobt werden.
Auch Vorhabenträger erkannten zunehmend den Nutzen.
Mit der Einführung des Umweltschadensgesetzes wurde der Ruf nach der Festlegung einer UBB in Planfeststellungen und Genehmigungen sowohl von Seiten der Verbände als auch der Fachbehörden immer größer. Auch Vorhabenträger erkannten zunehmend Nutzen eines unabhängigen Dritten zur Unterstützung der Projektleitung bei konfliktträchtigen Bauvorhaben, der dazu beiträgt, Umweltschäden zu verhindern sowie Bauverzögerungen und Kostensteigerungen zu vermeiden.
Fortbildungsangebot „Besondere Fachkunde Umweltbaubegleitung“
Vorausschauende Vertreter des bdla haben frühzeitig das Potential des neuen entstehenden Aufgabenfelds für Landschaftsarchitekten und den Bedarf eines hochwertigen Weiterbildungsangebots erkannt und auf dessen Einführung gedrängt. Gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück wurde schließlich ein Fortbildungsangebot „Besondere Fachkunde Umweltbaubegleitung“ entwickelt, um der stetig gestiegenen Nachfrage nach gut ausgebildeten Umweltbaubegleitern Rechnung zu tragen. Dieses Angebot wurde im Laufe der Jahre auf der Grundlage der zunehmenden Erfahrungen der Teilnehmer*innen und Referent*innen konsequent weiterentwickelt.
Mit dem breiten Verständnis von Umweltbaubegleitung wird ein medienübergreifender, integrierter Ansatz verfolgt. Schäden durch einseitige Optimierungen aufgrund der Betrachtungen einzelner Schutzgegenstände bei einer einzelschutzgutbezogenen Baubegleitung sollen so vermieden werden. Allein die Suche nach geeigneten Bauzeiten zur Gewährleistung der verschiedenen Schutzerfordernisse macht die Herausforderungen dieses Anspruchs deutlich und verlangt die enge Abstimmung der verschiedenen fachlichen Anforderungen untereinander, in Verbindung mit dem komplexen Baugeschehen.
Ziel der Umweltbaubegleitung ist die zulassungskonforme Umsetzung aller umweltrelevanten Maßnahmen aus der Genehmigung auf der Baustelle. Dass dies nicht nur die eigentliche Bauphase, sondern insbesondere die Bauvorbereitungsphase als Weichenstellung für eine erfolgreiche UBB betrifft, ist eine weitere wichtige Klärung auf dem Weg zur erwachsenen UBB. Dies schließt eine frühzeitige Beauftragung der UBB direkt nach Ergehen der Genehmigung mit ein.
Fortbildungsbedarf weiter vorhanden
Eine zunehmende Sicherheit in Bezug auf das Leistungsbild der UBB, wie z. B. der Abgrenzung zu Leistungen der Landschaftspflegerischen Ausführungsplanung als Teil des Leistungsbildes Freianlagen der HOAI, zu Monitoringaufgaben oder zur Behebung von Defiziten aus der Planungsphase ist bei vielen Beteiligten festzustellen. Dennoch ist das Bewusstsein für die eindeutige Zuordnung der Leistungen zu den entsprechenden Leistungsphasen, so auch in Genehmigungs- und Fachbehörden, noch nicht in seiner ganzen Breite vorhanden. Hier ist weiterhin Aufklärungsarbeit nötig und Fortbildungsbedarf vorhanden.
Hilfestellung geben inzwischen weiterentwickelte Arbeitshilfen und Leistungsbeschreibungen.
Zunehmend Hilfestellung geben inzwischen die weiterentwickelten Arbeitshilfen und Leistungsbeschreibungen wie z. B. der Umweltleitfaden des Eisenbahnbundesamtes, das Leistungsbild Umweltbaubegleitung des HVA-F StB oder das überarbeitete Heft Nr. 27 Umweltbaubegleitung des AHO. Zudem liegen inzwischen erste Praxisleitfäden wie das Praxishandbuch Umweltbaubegleitung der obersten bayerischen Baubehörde oder die Veröffentlichung „Tierische Begegnungen auf der Baustelle“ der Bahn vor und unterstützen auch die Kommunikation im Rahmen der UBB.
Die Einsicht in die Leistungsfähigkeit und die Akzeptanz für das Instrument UBB ist bei Vorhabenträgern und Behörden durch viele positive Beispiele von erfolgreich durchgeführten Umweltbaubegleitungen deutlich gestiegen und wird zu einer weiteren Konsolidierung der den Bauprozess unterstützenden UBB beitragen.
Perspektiven: Auch im jungen Erwachsenenalter bleiben noch genügend Aufgaben zu bewältigen.
Im Gegensatz zum primären Ziel, mit Hilfe der UBB die umweltrelevanten Auflagen aus der Genehmigung zulassungskonform umzusetzen, sehen diverse Leistungsbildvorlagen im Gegensatz zu diesem Verständnis das Ziel einer umweltrechtskonformen Umsetzung des Bauvorhabens mit Hilfe der UBB vor. So verständlich die Zielsetzung aus Sicht der Vorhabenträger ist, so unbestimmt und unkalkulierbar sind hier allerdings auch die damit einhergehenden möglichen Prüf- und Hinweispflichten für den Auftragnehmer einer UBB. Ein klares Verständnis der Aufgabe UBB und daraus resultierender klar definierter Leistungsbilder bei Auftraggebern, Auftragnehmern und den weiteren Beteiligten ist eine zentrale Voraussetzung für die positive Weiterentwicklung des Aufgabenfelds UBB.
Dies muss sich sowohl in der inhaltlichen Schärfung von Auflagen zur UBB in Zulassungsbescheiden ausdrücken, ebenso wie in entsprechenden Leitungsbildern. Während die Fortbildungen der Hochschule Osnabrück und des bdla vor allem an aktuelle und künftige Umweltbaubegleiter als Auftragnehmer gerichtet hat, wird hier auch auf Seiten der Genehmigungsbehörden und Vorhabenträger ein entsprechender Fortbildungsbedarf gesehen, um zu einem klar definierten Aufgabenverständnis zu kommen. Auch die weitere Entwicklung vorhabenbezogener Arbeitshilfen zur UBB, wie z. B. im Rahmen des neu gegründeten FGSV-Arbeitskreis UBB, wird diese Entwicklung unterstützen. Nicht zuletzt ist für eine qualifizierte Umweltbaubegleitung, die den Auftraggeber vor Bauunterbrechungen und Baustopps sowie teuren Sanierungen schützen soll, eine angemessene Vergütung eine wichtige Grundlage.
Im Sinne einer wirksamen Umweltvorsorge ist die zunehmende Beauftragung sektoraler, nicht aufeinander abgestimmter Fach-Umweltbaubegleitungen negativ zu bewerten. Hier ist dringend eine Abstimmung zwischen Naturschutz-, Bodenschutz, Immissionsschutz oder Wasserbehörden notwendig.
Zu den fachlichen Perspektiven gehört der weitere Erfahrungsaustausch zu wirksamen schadensvermeidenden Maßnahmen während des Baugeschehens, zu Umfang und Tiefe von Prüf- und Hinweispflichten sowie zum sicheren Umgang mit Schadensfällen.
Literaturhinweise
- Eisenbahn-Bundesamt (Hg.), Umwelt-Leitfaden für die eisenbahnrechtliche Planfeststellung und Plangenehmigung, Teil VII: Umweltfachliche Bauüberwachung, Stand: Juli 2015
- Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hg.), Handbuch für die Vergabe und Ausführung von freiberuflichen Leistungen im Straßen- und Brückenbau HVA F-StB, Ausgabe: Januar 2018
- AHO Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. (Hg.), Umweltbaubegleitung - Leistungsbild und Honorierung, Heft 27, Mai 2018
Autor: Hubertus von Dressler ist Professor für Landschaftsplanung an der Hochschule Osnabrück und Mitglied im bdla-Arbeitskreis Landschaftsplanung. Gemeinsam mit Claudia Schliemer (Hochschule Osnabrück), Kerstin Berg (bdla-Fachsprecherin Landschaftsplanung) und Mario Kahl (bdla) entwickelt er seit 2011 das Weiterbildungsangebot „Besondere Fachkunde Umweltbaubegleitung“.
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