Prof. Alfred Niesel, einer der großen Visionäre des Berufsstandes, ist am 24. Juli 2024 im Alter von 99 Jahren in Osnabrück verstorben.

Nach Baumschullehre und Gartenbaustudium in Hannover war der gebürtigen Stralsunder zunächst in der freien Wirtschaft tätig. „Im Jahr 1963 begann dann meine Tätigkeit als Dozent in Osnabrück damit auch bald der erste Kontakt mit dem Verband der Landschaftsgärtner. Meine ersten Fächer waren ‚Baustoffe und Baukonstruktion, Bautechnik und Vermessungstechnik‘ sowie das Fach ‚Ausschreibung, Kalkulation und Abrechnung‘. Dieses letztgenannte Fach war eigentlich ein Kuriosum, denn inhaltlich war alles auf die Arbeit eines Landschaftsarchitekten ausgerichtet, Kalkulation passte da gar nicht hinein,“ rekapitulierte Prof. Niesel in seiner Laudatio zum 50jährigen Bestehen des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau im Jahr 2014.

Seine wissenschaftliche Laufbahn begann der Landschaftsarchitekt bdla - er trat 1968 in den Bund Deutscher Garten- und Landschaftsarchitekten BDGA e.V. ein - mit der Gründung der Fachhochschule Osnabrück 1971. Bis zu seiner Emeritierung 1988 vertrat er dort als Professor das Fachgebiet Technik im Landschafts- und Sportplatzbau. Als Fachgebietsleiter von 1971 bis 1973 schuf er die Studienrichtung Baubetrieb und Bauingenieurwesen des Landschaftsbaus, die als „Osnabrücker Schule“ bundesweit bekannt wurde. Er erstellte Betriebsanalysen, entwickelte eine Kalkulationsdatei für den GaLaBau sowie das Standardleistungsbuch Landschaftsbau und deutschlandweit gültige Richtlinien für Kalkulation und Berichtswesen.

Prof. Niesel war von 1980 bis 2007 Schriftleiter der Zeitschrift „Neue Landschaft“, die sich unter seiner Verantwortung zu einer der führenden Fachzeitschriften für den Landschaftsbau in Deutschland entwickelte.

Niesels großes Engagement galt dem Normenwesen. Von der Gründung 1975 bis 2003 prägte er die Arbeit der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL). Zu seinem 90. Geburtstag würdigte die FLL ihr Gründungs- und Ehrenmitglied mit dem Worten: „17 Jahre lang übernahm er allein die Führungsaufgaben in der FLL, sei es im Präsidium oder im Forschungsbeirat. Die Regelwerksarbeit als heute wichtigste Säule der FLL haben er und Prof. Dr. H.-J. Liesecke bereits Ende der 1970er-Jahre maßgeblich auf den Weg gebracht. Später hat Prof. Niesel noch lange verschiedene Gremien geleitet und als einer der großen Visionäre des Berufsstandes innovative Themen vorangebracht. Dabei zeichnete ihn Integrität und ausgeprägte Kollegialität aus."

Im März 1999 verlieh ihm der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz am Bande.

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